Der Bedarf an Pflegekräften könnte laut Statista bis zum Jahr 2049 sogar auf 2,15 Millionen steigen, wodurch die Versorgungslücke in der Pflege noch größer werden würde. Eine PwC-Studie sieht große Herausforderungen im Personalmanagement bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter:innen und bei der Mitarbeiterbindung angesichts der hohen Wechselbereitschaft der Fachkräfte im Gesundheitswesen in andere Berufsbereiche.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns daher mit den Fragen:
Bereits heute hat der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen gravierende Folgen: Durch den Personalmangel in der Pflege leisten die 1,7 Millionen Beschäftigten laut Pflegenot Deutschland häufig Mehrarbeit, was zu hohen Belastungen, Zeitdruck und Überstunden führe. Nimmt man dann noch den Schichtdienst und die Arbeit auch an Wochenenden und Feiertagen hinzu, leidet die Gesundheit des Pflegepersonals unter den schwierigen Arbeitsbedingungen und damit auch die Qualität der Pflege.
Leidtragende des Pflege-Fachkräftemangels sind am Ende die Pflegebedürftigen. Bereits heute nehmen viele Pflegedienste, Alten- und Pflegeheime keine neuen Patient:innen mehr auf. Laut Pflegenot Deutschland seien einige von ihnen sogar gezwungen, bestehende Verträge aufzulösen. Häufig müssen dann Angehörige in die Bresche springen. Das stellt besonders alleinstehende Senior:innen vor ein großes Problem.
Die Versorgung mit Pflegeleistungen ist bereits heute prekär. Werden die Ursachen für den Fachkräftemangel Pflege nicht ernsthaft angegangen, wird sich die Situation in den kommenden Jahren noch verschärfen.
Die steigende Lebenserwartung kombiniert mit dem demografischen Wandel führt dazu, dass es eine steigende Anzahl Pflegebedürftiger gibt, gleichzeitig aber das Arbeitskräftepotenzial sinkt. Zum Jahresende 2021 waren laut Bundesgesundheitsministerium ca. 4,9 Millionen Menschen pflegebedürftig.
Hinzu kommt der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigten im gesamten Pflegebereich, nicht nur in der Altenpflege. Laut Statistischem Bundesamt arbeiteten 2021 65 % der Beschäftigten in Teilzeit. Würde man die 730.000 Stellen in Pflegeheimen in Vollzeit umrechnen, wären es laut Pflegenot Deutschland am Ende nur 552.000 Stellen.
Sie sehen die Ursachen für den Fachkräftemangel Pflege auch in weiteren Faktoren. So bemängeln sie beispielsweise, dass in der Vergangenheit an den Personalkosten auf Pflegestationen gespart wurde und dass die Arbeitsbedingungen und Entlohnung im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich seien.
Die hohe Belastung durch schwierige Arbeitsbedingungen, Überstunden und Wochenenddienste bereits während der Ausbildung ist auch ein Grund, warum es schwierig ist, neues Personal zu rekrutieren. Diese schrecken junge Arbeitnehmer:innen ab. Laut einer PwC-Studie fürchten 63 % der 18-29-Jährigen die psychische Belastung, 57 % die körperliche Anstrengung im Pflegeberuf. Zudem ist die Abbruchquote bei den Auszubildenen in diesem Bereich mit ca. 30 % sehr hoch.
Die nachkommenden Pflegekräfte reichen somit nicht aus, um die ausscheidenden älteren Kolleg:innen zu ersetzen. Zumal Pflegepersonal auf lange Sicht häufig den Beruf wechselt und oftmals nach der Ausbildung nur wenige Jahre in der Pflege arbeitet.
All diese Faktoren tragen dazu bei, dass der Fachkräftemangel in der Pflege sich zukünftig weiter verschärfen wird.
Die Politik hat verschiedene Maßnahmen beschlossen, um den Fachkräftemangel Gesundheitswesen entgegenzuwirken:
Laut einer PwC-Studie wünschen sich Pflegekräfte vor allem mehr Wertschätzung in Form eines besseren Gehalts. Auch für 68 % der Wechselwilligen mit Interesse an der Pflege ist die Entlohnung ein wichtiger Faktor. 49 % wünschen sich bessere Arbeitszeiten, 47 % eine bessere personelle Ausstattung.
Ein Potenzial zur Reduzierung der körperlichen und psychischen Belastung sehen die Studienteilnehmer:innen in digitalen Technologien. Sie versprechen sich eine bessere Beobachtung von Gesundheitsdaten und dadurch einen Zeitgewinn für Patient:innen.
Die Studie zeigt 5 Wege aus dem Pflege-Fachkräftemangel auf:
Diese Gründe sprechen für eine Ausbildung oder Umschulung in die Pflege:
Der Fachkräftemangel Pflege ist ernst und wird angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung und des demographischen Wandels, der mit einem steigenden Bedarf an Pflegefachkräften einhergeht, noch weiter ansteigen. Die Politik ist weiter gefordert, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und ausländischen Fachkräften die berufliche Anerkennung in Deutschland zu erleichtern. Bessere Gehälter, mehr Wertschätzung und weniger psychische und körperliche Belastungen sowie mehr Chancen durch Fort- und Weiterbildungen können die Tätigkeit in der Pflege wieder attraktiver machen. Denn eine Ausbildung oder Umschulung im Pflegebereich hilft nicht nur gegen den Pflege-Fachkräftemangel, sondern bietet auch gute Chancen auf einen Job mit Sinn und Zukunft.