Wenn in jungen Jahren Maßnahmen wie Berufsorientierung, Berufsvorbereitung und Übergangsmanagement nicht erfolgreich waren, gibt es für Erwachsene über 25 Jahre Möglichkeiten zur Nachqualifizierung, etwa durch Umschulungen. Allerdings passt dieses Angebot immer häufiger nicht mehr optimal zur Zielgruppe. Es besteht ein wachsender Bedarf an einem kleinschrittigen Angebot. Teilqualifikationen bieten hier eine passende Lösung.
Repräsentative Zahlen der Bertelsmann-Stiftung zeigen, dass Teilqualifikationen ein erfolgreiches Bildungsangebot darstellen: 72 % der Teilnehmer:innen sind 12 Monate nach Abschluss einer oder mehrerer Teilqualifikationen in Beschäftigung.
Doch Teilqualifikationen sind nicht nur für ungelernte, arbeitslose Personen ein geeignetes Instrument. Auch angelernte Arbeitnehmer:innen können damit gezielt Fachkenntnisse aus anerkannten Ausbildungsberufen erwerben und sich beruflich weiterentwickeln. Die flexiblen Module lassen sich von Unternehmen bei schwankender Personalauslastung oder Kurzarbeit einsetzen und sind zudem für die Unternehmen förderfähig.
Eingesetzt werden können Teilqualifikationen auch zur Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund oder Geflüchteten, die gezielt Inhalte nachholen möchten, die für die Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses in Deutschland erforderlich sind.
Die Teilqualifikationen orientieren sich grundsätzlich an betrieblichen Arbeits- und Geschäftsprozessen und decken inhaltlich Teile eines anerkannten Ausbildungsberufes ab.
Die Struktur besteht aus 5 bis 8 Teilbausteinen, die in Zeitabschnitten von 2 bis 6 Monaten gegliedert sind. Dabei umfasst jeder Zeitabschnitt sowohl die Vermittlung von Fachwissen als auch die Prüfungsvorbereitung sowie ein Praktikum, das rund 33 % der Bausteinlänge ausmacht. Dies ermöglicht es den Teilnehmenden, das erworbene Wissen direkt in der Praxis anzuwenden und wertvolle Kontakte zu regionalen Unternehmen zu knüpfen.
Da die Reihenfolge der Bausteine frei wählbar ist und die Absolvierung flexibel mit Unterbrechungen erfolgen kann, eignen sie sich besonders für die zuvor genannten Zielgruppen.
Jeder Baustein endet mit einer Kompetenzfeststellung, die auf den Standards der Bundesagentur für Arbeit basiert.
Nach Absolvierung aller Teilbausteine eines Berufs ist es dann möglich, die Zulassung zur Externenprüfung bei der zuständigen Kammer zu beantragen und auf diese Weise den Berufsabschluss nachzuholen.
Die schrittweise Nachqualifizierung mittels Teilqualifikationen lohnt sich für verschiedene Personengruppen. Menschen ohne Berufsabschluss können genauso profitieren wie angelernte Arbeitnehmer:innen oder Menschen mit Migrationshintergrund. Es können dabei sowohl einzelne Module der Teilqualifikationen für die berufliche Weiterentwicklung genutzt werden als auch alle Kurse absolviert werden - bis hin zur Externenprüfung und dem Erwerb des Berufsabschlusses.